Pathogene Faktoren - Ursache von Krankheiten
Das Gleichgewicht des Körpers kann nach Sicht der TCM durch Einflüsse von Innen und Außen aus dem Lot gebracht werden. Man nennt diese Einflüsse pathogene Faktoren. Es wird dabei zwischen äußeren, klimatischen und inneren, emotionalen Faktoren unterschieden. Es bestehen direkte Verbindungen der pathogenen Faktoren zu den Funktionskreisen. Diese Verbindung geht in beide Richtungen: So kann z.B. Wind von außen in die Leberleitbahn eindringen und Störungen wie z.B. einen akuten Schiefhals hervorrufen. Andrerseits kann eine Störung des Leber-Funktionskreises sich durch vermehrte Gereiztheit und Empfindlichkeit gegenüber Wind äußern.
Äußere pathogene Faktoren
Das Eindringen äußerer Faktoren würde in der westlichen Medizin z.B. Viren, Bakterien oder auch Pollen entsprechen. In der chinesischen Medizin sind die äußeren pathogenen Faktoren folgende:

Klimatische Faktoren können von „außen“ in den Körper eindringen, in tiefere Schichten - nach „innen“ - wandern, sich dort festsetzen oder sich verwandeln (z.B. aus Kälte wird Hitze). Im Wort "Erkältung" taucht der Kältefaktor schon auf, ebenso sprechen wir von "sich Zug geholt haben" , wenn wir dem pathogenen Faktor Wind ausgesetzt waren. Therapeutisches Ziel sollte es somit sein, diese pathogenen Faktoren auszuleiten, damit sie eben nicht ins Innere dringen und chronische Erkrankungen bewirken.
Beispiel Kälte: Kälte zieht uns zusammen, wir frösteln, haben kalte Hände und Füße, Wärme tut uns gut, wir haben wenig Durst und unsere Ausscheidungen sind eher hell.
Beispiel Wärme: Hitze steigt auf, wir haben einen roten Kopf, es ist uns warm, wir schwitzen, haben Durst und unsere Ausscheidungen sind eher dunkel.
Innere pathogene Faktoren
Als innere pathogene Faktoren werden unsere Emotionen bezeichnet, die wieder in Beziehung zu den inneren Organen- Funktionskreisen stehen. Hierdurch entsteht eine ganzheitliche Sichtweise, die körperlich-substanzielle Aspekte in gleicher Weise mit einbezieht wie auch geistig-seelische Aspekte. Die Theorie, dass emotionale und mentale Faktoren inneren Organen zugeordnet werden können und diese beeinflussen können, eröffnet eine hilfreiche psychosomatische Sichtweise und zeigt eine Einheit von Körper und Seele in der TCM auf: es herrscht eine Wechselbeziehung zwischen inneren Organen und Emotionen.
Der Zustand des Organs bzw. Funktionskreises beeinflußt die Emotion, die Emotion beeinflußt den Zustand des Organs bzw. Funktionskreises.

Die TCM versteht nicht die Emotion an sich als schädigend, sondern ihr Übermaß: ausgeprägte, langanhaltende und nicht überwundene emotionale Zustände machen krank. Ausdrücke wie: "Mir geht die Galle hoch", "die Angst geht mir an die Nieren und durch Mark und Bein" kennen wir auch im westlichen Sprachgebrauch.
Weitere Krankheitsursachen
Durch eine "ausufernde, aus dem Gleichgewicht bringende" Lebensweise können ebenso Krankheiten enstehen. Folgende Einflüsse gelten daher auch als pathogene Faktoren:
• falsche Ernährung (zu spät, zu viel, zu kalt...)
• Überbelastung
• Traumata
• ausschweifende Sexualität
• häufige Schwangerschaften
• Parasiten
Im Huang Di Nei Jing heisst es daher so schön: " Zu behandeln, wenn eine Krankheit auftritt, ist spät. Dies ist vergleichbar damit, erst einen Brunnen zu graben, wenn man durstig ist, oder erst Waffen zu schmieden, wenn der Krieg ausbricht." Somit ist eine gesunde Lebensführung die wichtigste Prävention von Erkrankungen und war auch im alten China schon bekannt.