Der Begriff Japanische Kampo-Medizin beschreibt die in Japan praktizierte Traditionelle Ostasiatische Arzneipflanzentherapie. Dabei werden pflanzliche Arzneidrogen in festgeschriebenen Rezepturen in Form von Dekokten oder Extraktprodukten therapeutisch angewandt.

Die Kampo-Medizin wurde vor über 1.500 Jahren aus China übernommen, hat sich in Japan aber eigenständig entwickelt. Es kam zu einer deutlichen Reduktion der Zahl verwendeter Arzneipflanzen und Rezepturen. Die klinischen Anwendungsrichtlinien wurden auf pragmatisch nachvollziehbare, im Sinne der evidence-based medicine, Elemente reduziert.

Die Kampo-Medizin als exklusiv ärztliche Therapiemethode ist in Japan gut in die moderne Medizin integriert. In den vergangenen Jahrzehnten erfolgte eine wissenschaftliche Neubewertung. 

Es wurden nicht nur wesentliche Ergebnisse in Grundlagen- und klinischer Forschung erzielt, sondern auch ein Qualitätsstandard für Rohdrogen und Extraktpräparate entwickelt. Kernstück der Kampo-Diagnostik ist neben der Zungen- und Pulsbeurteilung die Bauchdeckendiagnose (fukushin).

Das Gesamtbild der anamnestisch erhobenen Symptome und klinischen Zeichen ergibt nun ein Beschwerdeprofil, welches in der Kampo-Medizin als shô bezeichnet wird. Für jedes shô kennt die Kampo-Medizin eine oder mehrere zugeordnete Rezepturen. Im Idealfall passt das Beschwerdeprofil shô zum Wirkprofil der Rezeptur wie ein Schlüssel zum Schloss. Traditionelle Konzepte der Ostasiatischen Medizin sind hier in den Hintergrund gerückt, ihre Kenntnis ist aber für das Verständnis der Konstitution des Patienten und der Differenzierung aktueller Krankheitsstadien hilfreich. Hauptindikationen sind vielfältige chronische und funktionelle Erkrankungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen und der Einsatz in der Geriatrie.


Inhalte der Kurse für Kampo-Medizin

In diesem Basiskurs lernen Sie: Definition, Bedeutung der Kampo-Medizin in Japan, Kampo und TCM, Indikationen, Forschungsstand, Diagnose- und Therapieprinzipien: Bestimmung des Beschwerde- undb Wirkprofils shô, Einführung in die Konzepte von ki-ketsu-sui, 8 Leitkriterien, Krankheitsstadien nach Shang Han Lun, Einführung Bauchdiagnose (fukushin), Auswahl einer Rezeptur mit klinischem Fallbeispiel.

Fortsetzung und Vertiefung der Diagnose- und Therapieprinzipien der Kampo-Medizin. Differenzierung des Beschwerdebildes nach den Konzepten ki–ketsu-sui und ihre Therapie.

Pharmakologie der Kampo-Drogen und der Kampo-Rezepturen. ‚Kampo-Mittel-der-Wahl‘ nach westlichen Indikationen. Kampo in der Schmerztherapie. Logistik der Kampo-Arzneien in Deutschland, Arzneikräuterimport, rechtliche Situation.

(Der Kurs erstreckt sich online über 4 Termine: 1x ganztags, 3x abends)

Pharmakologie der Einzeldrogen (Teil 3, 20 UE) Diagnose- und Therapieprinzipien: Differenzierung nach den 8 Leitkriterien Praxis der Kampo-Verordnung: Modifikation der Rezeptur Klinische Fallbeispiele mit Beschwerde- und Wirkprofil weiterer Rezepturen: Tôki-shakuyaku-san (Angelica-Paeonia-Mixtur), Saiko-keishi-tô (Bupleurum-Zimt-Dekokt), Seihaitô (Lungen-Reinigungs-Elixier) Praktische Übungen (Zungen-, Puls- und Bauchdiagnostik)

Repetition und Vertiefung der in den drei Leistungskursen erworbenen Kenntnisse zur klinischen Anwendung der traditionellen Kampo-Prinzipien. Die Krankheitsstadien des Shang Han Lun (jap. shokanron) und ihre spezielle Auslegung und Bedeutung in der Kampo-Medizin. Bisherige Erfahrungen der Kursteilnehmer (z.B. bei schwierigen Fällen aus der Praxis, organisatorische Probleme etc.). Wie finde ich die ‚richtige‘ Kampo-Rezeptur? Besprechung des therapeutischen Vorgehens bei speziellen klinischen Themen aus der Praxis. Kampo-Quiz und Prüfungsvorbereitung.

 Abschlussprüfung (Multiple Choice) und Überreichung des DÄGfA-Diploms Kampo-Medizin

Dieser Supervisionskurs wendet sich an alle Kolleginnen und Kollegen, die die Japanische Kampo-Medizin bereits in ihrer Praxis einsetzen. Dabei sollen einige wichtige Diagnose- und Therapieprinzipien wiederholt und vertieft werden, ebenso wie die Anwendung von Kampo-Rezepturen bei bestimmten Krankheitsbildern – wir können gerne auf Wunschthemen eingehen. Breiten Raum wird die Besprechung von klinischen Fallbeispielen und Problemfällen aus der eigenen klinischen Praxis einnehmen.


Dozenten

Die beiden Dozenten für Kampo-Medizin, Dr. Heidrun Reißenweber-Hewel und Dr. Ulrich Eberhard, haben langjährig in Japan an renommierter Stelle das Therapieverfahren studiert und zurück im Westen umfangreiche klinische Erfahrungen gesammelt. Der Basiskurs und die Leistungskurse werden nach einer Einführung vertiefte Kenntnisse der Kampo-Therapie und konkrete praktische Anwendbarkeit für den klinischen Alltag vermitteln.

Ulrich Eberhard
Dr. med. Ulrich Eberhard - Arzt für Allgemeinmedizin und NHV

trat in die Fußstapfen seines Lehrers Dr. Heribert Schmidt, dem Pionier der TJM in Deutschland. Als Postgraduierten-Stipendiat der JSPS (Japan Society for the Promotion of Science) wurde er am renommierten Kitasato-Forschungsinstitut für Fernöstliche Medizin in Tokyo von Yasuo OTSUKA und Domei YAKASU in Kampo ausgebildet (1981-1985). Er ist Autor des ersten Kampo-Lehrbuches in deutscher Sprache (Leitfaden Kampo-Medizin, Elsevier-Verlag, Erstausgabe 2003); DÄGfA-Dozent seit 1987.

Heidrun Reißenweber-Hewel
Dr. med., M.A. Heidrun Reißenweber-Hewel

Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie, Japanische Kampo-Medizin, Japanische Akupunktur, Honorary President der International Society for Japanese Kampo Medicine ISJKM, Gräfelfing/München, Spezialgebiet: Japan. Akupunktur/Moxibustion und Kampo-Medizin.


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