Trauerfeier in der Basilika St. Bonifaz (Bild: OMNIS TERRA MEDIA)

Gedenkfeier für Jochen Gleditsch in der Basilika St. Bonifaz, München am 21.7.2023

 

Nachdem die Urnenbeisetzung des Verstorbenen in kleinstem Kreise stattfand, folgte nun eine Gedenkfeier für Jochen Gleditsch am 21.07.2023, zu der die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. und die Familie Gleditsch in die Basilika St. Bonifaz in München eingeladen hatten. Die Kirche war mit Familienmitgliedern, Freunden, Wegbegleitern, Kollegen und Patienten von Jochen Gleditsch gut gefüllt, weitere knapp 100 Menschen verfolgten den Livestream.

Benediktinerpfarrer Pater Valentin begrüßte die Gäste und übergab an Prof. Dr. Dominik Irnich, der die Anwesenden im Namen der DÄGfA begrüßte. Der Dank galt Abt Johannes, Abt der Benediktinerabtei
Sankt Bonifaz in München und Andechs, der spontan seine Zusage gegeben hatte, die Basilika St. Bonifaz zur Verfügung zu stellen. Besonderer Dank galt Pater Valentin, der den geistlichen Rahmen für die Gedenkfeier gegeben und Beistand geleistet hatte. Dominik Irnich berichtete, dass über 100 Kondolenzen aus der ganzen Welt eingegangen waren. Dann stellte er die beeindruckenden Fakten und wesentlichen Daten aus dem bewegten Lebenslauf von Jochen Gleditsch dar.

Diese Inhalte können Sie auch im Onlineportal der Deutschen Zeitschrift für Akupunktur nachlesen. Den Bericht zur Trauerfeier finden Sie auch in der Printausgabe 2023-3.

Zur DZA

 

Bevor persönliche Zitate aus den „Gedanken 2013“ vorgetragen wurden, betonte Dominik Irnich die herausragende und für viele sinnstiftende Persönlichkeit des Verstorbenen (siehe Nachruf).
Die Redebeiträge der Vertreter der mit Jochen Gleditsch eng verbundenen Vereine, Gesellschaften und Gemeinschaften sowie die Ansprache von Pater Valentin während der Gedenkfeier können Sie im hier und auf der Website der DZA nachlesen.

Als letzte Rednerin ging Anneli Gleditsch spontan ans Mikrofon und bedankte sich bei allen Anwesenden mit bewegten und sehr persönlichen Worten.
Nach dem letzten Segen und zum Abschluss der Gedenkfeier lief „What a wonderful world“, bekannt durch Louis Armstrong, jedoch als Orchesterversion des WDR. Dies war der Wunsch von Jochen Gleditsch.
Wir sollen den Tag genießen!

Die Anwesenden verließen bewegt und traurig, aber auch positiv inspiriert und dankbar für das, was Jochen Gleditsch so vielen Menschen geschenkt hat, die Basilika.

 

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Ehrenpräsidenten Dr. med. Jochen Gleditsch, der am 14.06.2023 kurz nach Vollendung seines 95. Lebensjahres in Anwesenheit seiner Frau Anneli Gleditsch friedlich von uns gegangen ist.

Wir verlieren mit Jochen Gleditsch einen großen Menschen, Arzt und Pionier der Akupunktur und Naturheilkunde. Er war eine herausragende Persönlichkeit auf den verschiedenen Ebenen des Menschseins.

Jochen Gleditsch hat die Entwicklung der Akupunktur über die letzten 40 Jahre entscheidend geprägt. In der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA e.V.) setzte er als Dozent, Vorsitzender und Ehrenvorsitzender entscheidende Impulse. Darüber genoss er weltweite Anerkennung. Als Präsident und Ehren-Präsident der ärztlichen Akupunktur-Weltgesellschaft International Council of Acupuncture and Related Technics (ICMART) war er auf allen Kontinenten gleichermaßen beliebt. So wurde er von 9 nationalen und internationalen Fachgesellschaften mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Er hat in Hunderten von Kursen, vor allem als Referent der DÄGfA, eine ganze Generation von Ärzten und Zahnärzten in Akupunktur unterwiesen.  Sein ausserordentliches Lebenswerk umfasst die Systematisierung der Mikrosystem-Akupunktur (MikroAkuPunktSysteme, MAPS), die Beschreibung der Mundakupunktur als schnell wirksames Somatotop, die Entwicklung der Very Point Technik® nach Gleditsch zum schnellen Auffinden sensibler und reaktiver Punkte und eine umfassende Interpretation der Theorie der Wandlungsphasen der TCM. Er war gleichermaßen beliebt als Lehrer, Arzt und Mentor für unzählige Ärzte, Patienten und Studierende.

Jochen Gleditsch wurde am 11.5.1928 in Kreuzburg, einer oberschlesischen Kreisstadt, geboren. Sein Vater war Direktor des dortigen Knabengymnasiums. Knapp 17-jährig wurde er von der Schulbank weg noch zur Wehrmacht eingezogen. Dank der Weitsicht seines Offiziers, der in letzter Minute seinen Trupp junger Leute auflöste, entkam Jochen Gleditsch russischer Gefangenschaft. Er floh von Schlesien nach Berlin zu Verwandten.

Um schnell eine Berufsausbildung abzuschließen entschied er sich für das kürzest mögliche Studium: sechs Semester Zahnmedizin. Damit war er 1949 mit 21 Jahren Deutschlands jüngster Zahnarzt. Arbeit gab es in den ersten Nachkriegszeiten allerdings nicht, so dass er noch Humanmedizin weiterstudierte. Die Approbation als Arzt folgte 1954, danach die Promotion zum Dr.med..

Deutschlands jüngster Zahnarzt und Facharzt für HNO-Heilkunde

Im Sozialstaat Schweden, der im Weltkrieg neutral geblieben war, wurde damals eine staatliche zahnärztliche Grundversorgung für die Bevölkerung und speziell für Schulkinder eingerichtet. Die Schweden kannten nur gesüßtes Brot, und viele Kinder hatten bereits mit Schuleintritt kariöse Zähne. Schweden hatte andererseits einen hohen medizinischen Standard. Viele deutsche Zahnärzte fanden hier Beschäftigung und lernten hochmoderne Behandlungsformen anzuwenden. So war Jochen Gleditsch von 1955-57 an einer schwedischen Poliklinik als Zahnarzt tätig.

Nach West-Berlin zurückgekehrt, war er von 1958 bis 1962 in eigener Praxis als Zahnarzt niedergelassen. Eines Morgens, kurz vor Errichtung der Berliner Mauer, saß im Wartezimmer ein geflüchteter befreundeter Zahnarzt aus Ostberlin. Er bat inständig: „Herr Gleditsch, Sie sind jung, mit allen Chancen – überlassen Sie mir Ihre Praxis…!“ (Zitat Anneli Gleditsch). Jochen übergab dem Zahnarzt seine Praxis.

Es war das Signal zum Wechsel von der Zahnmedizin hin zur Humanmedizin und zugleich von Berlin nach Wiesbaden. Dort war ihm im städtischen Krankenhaus eine Stelle angeboten worden samt Ausbildung zum Facharzt für HNO. Danach folgte seine HNO-ärztliche Niederlassung mit Belegarzt-Tätigkeit von 1967-70.

Wegen eines Krankheitsfalles in der Familie seiner Frau wechselte das Ehepaar Gleditsch 1970 nach München und die beiden Kinder Lars und Kerstin wurden geboren. Dort führte er eine HNO-Praxis bis 1992. Aber es frustrierte ihn, dass damals in der Schulmedizin im HNO-Fach neben operativer Therapie hauptsächlich kurzfristige Symptomlinderung und Antibiotika angeboten wurden. Die entscheidende Wende, die seinen weiteren beruflichen Weg bestimmen sollte, kam, als er auf einem Kongress die Akupunktur kennenlernte. Die Ganzheitlichkeit und die Möglichkeiten zur System-Umstimmung im Gesamtorganismus faszinierten ihn. Er erprobte und erforschte viel; über die klassische Akupunktur hinaus gelangte er zu weiterführenden Methoden, zur Neuraltherapie, zu naturheilkundlichen und ernährungsspezifischen Therapien.

Mundakupunktur, Very-Point-Technik®, MikroAkuPunktSysteme und ein ganzheitliches Menschenbild

Sein Interesse galt insbesondere den sogenannten Somatotopien, das sind aus Akupunkturpunkten bestehende Projektionen des Körpers auf umschriebenen Körperteilen, wie z.B. die Ohrakupunktur. Als Zahnarzt war er überrascht, selbst auf der Mundschleimhaut eine komplette Repräsentation des Körpers in Form von spezifischen Punkten auf engstem Raum vorzufinden. Aus dieser bahnbrechenden Entdeckung entwickelte Jochen Gleditsch die Systematik der Mundakupunktur mit deren therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten. Zur Auffindung behandlungsbedürftiger oraler Irritationspunkte mittels Nadel verwendete er eine spezifische Klopf-Technik, heute als Very-Point-Technik ® nach Gleditsch weltweit bekannt.

Seinen ersten Vortrag hielt Jochen erst 1976, mit knapp 50 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Akupunktur endgültig zu seinem Lebensinhalt, ihre Verbreitung zu seiner Lebensaufgabe. Bereits 1978 reiste er mit einer Studiengruppe nach China, eine zweite Reise mit DÄGfA-Dozenten folgte 1988.

1979 erschien sein erstes Buch „Mundakupunktur“ und bereits 1981 das zweite Buch „Reflexzonen und Somatotopien – Vom Mikrosystem zu einer Gesamtschau des Menschen“, mittlerweile in der 9. Auflage. Somit war bereits eine Grundlage geschaffen für die Verbreitung der neuen Erkenntnisse.

 

Forschung, Lehre und Praxis vereint in einer Person

1985 wurde er zum 1. Vorsitzenden der DÄGfA gewählt, später wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er pflegte von Anbeginn seine internationalen Kontakte. Insbesondere mit Ost-Europäischen Kollegen fühlte er eine enge Verbindung, die er auch in den Zeiten des Mauerbaues und des kalten Krieges aufrechterhielt, teilweise in geheimen Treffen unter Umgehung der Obrigkeiten. So war es nur eine logische Folge, dass er 1990 zum Präsidenten des ICMART gewählt wurde und später auch zum Ehren-Präsidenten ernannt wurde.

Ebenso 1990 erhielt er vom Dekan der medizinischen Fakultät der LMU München einen Lehrauftrag. Gleichzeitig arbeitete er als Konsiliarius an der Interdisziplinären Schmerzambulanz der Klinik für Anaesthesiologie und der Klinik für Physikalische Medizin, zunächst am Klinikum Großhadern und ab 2001 regelmäßig in der Schmerzambulanz am Standort Innenstadt. Immer wurden ihm die schwierigsten Fälle vorgestellt und auch wenn Heilung nicht gelang verließen die Patienten optimistisch und schmerzgelindert die Ambulanz.

1991 fand ein besonderes Ereignis unter Leitung von Jochen Gleditsch statt. Kurz nach der Wende organisierte er den ICMART-Akupunktur-Weltkongress an der LMU München, endlich vereint mit Freunden aus Ost-Europa, die von ihm aus eigener Tasche unterstützt wurden, wenn die Anreise aus dem Osten zu kostspielig war.

Freundschaften in aller Welt – sozial und unterstützend

1996 erhielt Jochen Gleditsch das Bundesverdienstkreuz für soziales Engagement. Es folgten weitere Jahre der höchsten Aktivität, er reiste rastlos, aber immer gut gelaunt durch die ganze Welt, hielt Vorträge und lehrte in Kursen. Seine Anhängerschaft wuchs ständig.

2010 wurde 20 Jahre Lehrauftrag im Rahmen eines internationalen LMU-Symposium gefeiert.

Er sammelte renommierte Preise und Auszeichnungen, bereits 2001 erhielt er den Bachmann-Preis der DÄGfA. 2004 folgte die Ewald-Harndt-Medaille der Zahnärztekammer Berlin. Dort, aber auch in neun weiteren Zahnärztekammern hielt er zahlreiche Seminare zur Schmerztherapie in der Zahnheilkunde. Seine 20-jährige Lehrtätigkeit an der HNO-Klinik der Carl-Carus-Universität Dresden und für den Berufsverband der HNO-Ärzte wurde mit dem Hofmann-Heermann der deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde ausgezeichnet.

2019 hielt er seinen letzten Vortrag „Gesundheit als humane Leistung“ bei den Festspielgesprächen in Bregenz.

Sein Werk umfasste über 100 Publikationen, darunter einige high impact Publikationen, denn er initiierte und betreute eine ganze Reihe wissenschaftliche Studien unter anderem an vielen deutschen Universitätsklinika.

In den drei letzten Jahrzehnten trieb ihn die Frage nach einem umfassenden Menschenbild um, welches er im Dialog mit bekannten Geistes- und Naturwissenschaftlern intensiv diskutierte und voranbrachte. Dabei gab es für ihn keine Grenzen zwischen den Disziplinen, zwischen Tradition und Moderne. Die große Gabe transdisziplinär, ganzheitlich und positiv zu denken machte ihn zu einem großen Menschen seiner Zeit. Sein Handeln war geprägt von Bescheidenheit, Disziplin und nahezu selbstloser Menschenliebe.

Jochen Gleditsch war Impuls, Trost und Leitstruktur für unzählige Menschen

Seine lebensbejahende Spiritualität, tief verwurzelt im christlichen Glauben, war darüber hinaus Impuls, Trost und Leitstruktur für unzählige Menschen, darunter viele Patienten und Ärzte.

Bereits zum 85. Geburtstag, betitelt „Gedanken 2013“, schreibt Jochen Gleditsch in einem privaten Schriftstück aus dem ich mit Erlaubnis seiner Ehefrau Anneli, die Jochen nun 65 Jahre begleitet hat, zitieren darf:

„Ein Traum bewegte mich und führte zu einer Lebensbilanz: Ich habe ein wunderbares und langes Leben gehabt, bin weit älter geworden als alle meine Vorfahren, meine Freunde und Klassenkameraden – und ganze 20 Jahre mehr als mein Vater. Mein Leben stand unter so reichem Segen, dass ich voller Dankbarkeit zurückblicken kann.
Das größte Geschenk – die größte Gnade- ist meine Anneli, sie ist wie ein Engel in mein Leben getreten und ich kann nicht dankbar genug sein für eine solche Gnade: …., in wunderbarem Miteinander, ohne finanziellen Nöte; vor allem aber im gemeinsamen Suchen und Neu-Finden und Gefunden-Werden.“

Wir sind dankbar dafür, dass Du uns, lieber Jochen, über viele Jahre Dein Wissen, Deinen Enthusiasmus und Deine menschliche Wärme geschenkt hast.

 

Prof. Dr. med. Dominik Irnich
1. Vorsitzender
Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V.

Impressionen von der Trauerfeier

Sankt Bonifaz (Bild: Klaus Chwalczyk)

Benediktinerpfarrer Pater Valentin predigte bei der Trauerfeier. (Bild: OMNIS TERRA MEDIA)

Viele Trauergäste trugen sich im Anschluss in das Kondolenzbuch ein - auch online erreichten die DÄGfA zahlreiche Kondolenzen. (Bild: DÄGfA)

Organist Martin Fleckenstein umrahmte die Feier mit Musik von J.S. Bach (Bild: OMNIS TERRA MEDIA)

Trauerreden

Als Jochen Gleditsch 1985 zum Vorsitzenden der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur gewählt wurde, befand sich die DÄGfA in einer schwierigen, fast chaotischen Situation. Er sah seine Aufgabe in einer Linie mit dem Gründer der DÄGfA, dem ebenfalls charismatischen Gerhard Bachmann, den er zu seinem Bedauern nie kennengelernt hatte.

Jochen ging die neue Aufgabe mit ungeheurer Energie aus seinem laufenden, großen Praxisbetrieb hier in München am Isartor an - ohne irgendein unterstützendes Sekretariat. Ich habe erlebt, wie er mit großer Aufmerksamkeit sich jedem der vielen Patienten zuwandte, untersuchte, akupunktierte, laserte, dazwischen mit anderen Vorständen, Ausstellern, Dozenten telefonierte und Hospitanten unterrichtete - alles gleichzeitig, mit einem freundlichen Wort für jeden, auch für sein Personal. In nächtelangen Telefonaten - das Faxgerät war gerade erst erfunden - zimmerte er mit Ruth Schmitz-Harbauer die Ausbildungsprogramme. Am Wochenende hielt er Kurse und war international unterwegs. Allerdings - ohne die umfassende, auch geistige Unterstützung seiner Frau wäre selbst ihm das nicht möglich gewesen.

Jochen hatte eine große Spürnase! Nicht nur für den richtigen Punkt und das eigentliche Problem seiner Patienten, sondern auch für wichtige, innovative, menschlich und fachlich großartige Ärzte. Er knüpfte Verbindungen weltweit noch vor dem Fall der Mauer, besonders nach Osten in die DDR,  in die Tschechoslowakei, nach Polen Russland, China und Japan. 

 

Nach nur 6 Jahren hatte er die DÄGfA entscheidend bis heute geprägt und konnte 1991 mit dem legendären internationalen ICMART - Kongress - hier in München in den Räumen der LMU - die Präsidentschaft in die Hände der leider viel zu früh von uns gegangenen Walburg Maric-Oehler legen, die die DÄGfA in seinem innovativen und internationalen Sinne fast 2 Jahrzehnte weiterführte.

Jochen hatte Fähigkeiten, die ohnehin nicht allen Ärzten gegeben sind:

·         große menschliche Zuwendung und Wärme,

·         überragende Intuition,

·         Neugier mit Offenheit für das Neue, Unerwartete,

·         Interesse und Verständnis für klinische und wissenschaftliche Fragestellungen.

Das Besondere darüber hinaus war, diese Gegensätze zu verbinden:

·         Intuition für den Very Point und diese Ergebnisse dann wissenschaftlich auszuwerten,

·         praktischer Verstand und zugleich eine tiefe geistige Dimension in jeder Alltagshandlung,

·         präzises Handwerk und gleichzeitig den Menschen vor ihm in seiner Ganzheit begreifend.

Für uns Mitglieder und Schüler war er ein Motivator, die Begegnung mit ihm für hunderte ein „Urerlebnis“, wie Helmut Rüdinger, unser jahrzehntelanger Co-Präsident es ausdrückte. Jochen erkannte und würdigte in jedem Gegenüber den Kern, die besonderen Fähigkeiten, das Göttliche in jedem Menschen.

Dies weiterzuführen ist das beste Andenken an ihn.

Ich bin Jochen vor 22 Jahren in einer eher ungewöhnlichen Situation zum ersten Mal begegnet:  Ich war seit 2 Jahren Chefarzt der Naturheilkunde Klinik in Essen, wir hatten viele Pläne und Visionen und versuchten diese umzusetzen. So hatte ich zu meiner großen Freude die Möglichkeit bekommen bei der Rothenfußer-Stiftung vorzusprechen. Als ich in den Sitzungsraum kam, saß da u.a. Jochen Gleditsch, in seiner Funktion als Kurator. Er war freundlich, wertschätzend und wohlwollend und strahlte, obwohl schon über 70 Jahre alt, einen jugendlichen Enthusiasmus aus und das, was man in der Achtsamkeitswelt als liebevolle Güte bezeichnet. Er stellte auch kritische Fragen, war aber sehr interessiert, als ich ihm mitteilte, dass wir eine Vorlesungsreihe zur Naturheilkunde und Akupunktur und eine Ausbildungsakademie für Ärzte etablieren wollten. Dafür brauchten wir eine Erweiterung des bestehenden Ambulanzgebäudes. Der Antrag wurde bewilligt, nicht zuletzt durch das Votum von Jochen und ich war überglücklich.

Dieser Vorlesungsraum ist auch heute noch das Kernstück unserer Ausbildungsakademie. In der Zwischenzeit wurden ca. Drei- bis Viertausend Medizinstudenten und ca. Tausend Ärzte ausgebildet.

Jochen war ein Meister der Didaktik, es gelang ihm, verschiedene Sachverhalte knapp, präzise, klar und logisch darzustellen. Dies tat er in unzähligen Kursen und auch direkt am Patienten. Ein Glück für die Ärzte, die ihn bei seiner Tätigkeit am Krankenbett erleben konnten, so wie Jonto Saha. So war es ein leichtes, seinen Ausführungen zu folgen und die von ihm vermittelten Konzepte am Patienten in die Therapie umzusetzen.

Jochen Gleditsch gehörte nicht nur zu den Wegbereitern der Akupunktur in Deutschland, er war sozusagen der „Rockstar“ der Akupunkturszene. Er hat nicht nur neue Techniken entwickelt, er konnte vor allem eins: Vorleben, was es bedeutet, ein guter Arzt zu sein. Mit seiner herzlichen, bescheidenen Art öffnete er Räume für Patienten, die dadurch in der Lage waren, ihr Leid zu schildern und sich selbst für eine tiefere Ebene zu öffnen. Er war das was man in den USA eine „healing person“ nennt, ein Heiler in positivem Sinn.

Die jährliche Therapeutentagung der „Begegnungstage in Heiligkreuztal“ haben Jochen und seine Frau Anneli vor über 40 Jahren ins Leben gerufen. Die Veranstaltung war ihm immer ein besonderes Herzensanliegen. Eben weil diese Tagung den Blick über den Tellerrand bietet, eine Dimension beinhaltet, die Jochen sein Leben lang gelebt hat und die auch in all seinen Handlungen wahrnehmbar war: Nämlich die spirituelle Dimension, das Göttliche, die Verbindung mit dem eigenen Herzen und mit dem göttlichen Funken in uns. Es macht einen Unterschied, ob wir unser Leben nur aus uns heraus gestalten oder es in Verbindung leben mit dem göttlichen Geist oder wie auch immer wir diese Dimension nennen wollen. Jochen hat immer gesagt: „Rede nicht über Gott, aber lebe so, dass man dich fragt.“ 

Viele haben gefragt. Und so sind, basierend auf den christlichen Wurzeln, die Begegnungstage entstanden, die offen sind für alle, egal ob und zu welcher Religion sie gehören, denn es geht um die persönliche Erfahrung. So hat sich ein Raum entwickelt, in dem Austausch stattfindet zu den wichtigen Fragen des Lebens, zu persönlichen Gotteserfahrungen und wie es möglich ist, Spiritualität in die tägliche Arbeit zu integrieren, so wie Jochen es gemacht hat. Dabei ist dieser Raum geprägt vom gegenseitigen Respekt vor dem Erfahrungsraum des anderen. Es ist ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Viele kommen auch jedes Jahr wieder, weil sie auftanken können und ihrer Seele Nahrung geben.

Als ich 4 Tage vor Jochens Tod noch einmal mit ihm telefoniert habe, hat er gesagt, dass das Wichtigste die Gemeinschaft ist und dass eine starke Gemeinschaft alle Krisen überdauert. Dass es nicht um den Einzelnen geht, sondern darum sich als Gemeinschaft miteinander zu verbinden und auszurichten. Am Ende des Gesprächs war mir klar, dass das mein letztes Telefonat war und ich habe diese Worte als Art Vermächtnis empfunden, das ich mit euch teilen möchte.

Und ich kann nur sagen: Lieber Jochen, die Begegnungstage gehen weiter und wir werden als Gemeinschaft wirken und uns ausrichten und wer weiß, vielleicht erleben wir irgendwann den Frieden, den du dir immer gewünscht hast.

Jochen Gleditsch trat 1971 dem ZAEN bei. In diesen 52 Jahren seiner Mitgliedschaft- eine der längsten in unserem Verband – ereigneten sich mit ihm und vor allem durch ihn eine ganze Reihe bemerkenswerter Dinge.

Er erlebte und gestaltete führend die Ära, in der sich die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) und ZAEN, beide im Jahre 1951 gegründet, durch kluge Kooperation und empathische Nähe in höchste Höhen emporschraubten. Seine Persönlichkeit ist einer der wesentlichen Schlüssel für diesen außerordentlichen, parallel ablaufenden Erfolg. Davon profitieren wir für unsere gemeinsamen Anliegen heute noch, auch ungezählte Patienten und sehr, sehr viele Kolleginnen und Kollegen.

In dieser Zeit im ZAEN wird Jochen Gleditsch:

- zum Vorstandsmitglied für die Periode 1987 – 1991 gewählt

- 1991 der Christophstaler in Silber der Stadt Freudenstadt verliehen

- sowie 1993 die Hufeland-Medaille des ZAEN

- und 2003 die Ehrenmitgliedschaft im ZAEN

Was ist das für eine Person, die das alles verdient? Der Arzt, Kollege, Dozent, Gesprächspartner, Freund Jochen Gleditsch vereinte Fähigkeiten, die in dieser Konstellation nahezu ideal sind:

- Er war stets bis zur Umtriebigkeit neugierig, nahezu faustisch, aber wie immer man faustisch interpretiert, ohne dessen dunkle Seiten.

- Er einte, wenn andere anfingen, Gräben auszuheben. Insbesondere in einem Dachverband wie dem ZAEN, aber auch innerhalb der DÄGfA bestand diese Gefahr damals leider oft.

- Das war ihm neben seinem harmonischen Gemüt auch durch seinen Weitblick möglich. Bei aller Liebe vor allem zur Akupunktur war ihm immer klar, dass es viele, auch naturheilkundliche Möglichkeiten gibt, einen kranken Menschen anzuschauen, ihn zu verstehen, ihm zu helfen.

 -Er hörte sehr aufmerksam zu, wenn junge Kollegen Fragen, durchaus auch kritische stellten. Kurz zuvor hatte er noch in seinem mitreißenden Vortragsstil den berühmten Funken überspringen lassen: den kannst Du fragen, da bekommst Du eine ehrliche Antwort.

- Er liebte das originelle Denken. Sonst hätte er die schon erwähnten Innovationen in der Akupunktur nicht sehen können.

- Legendär sein leicht verschmitztes Lächeln, das auch schon mal den eigenen Aussagen und Theorien galt.

Beim 60. Geburtstag des ZAEN 2011 war seine Festrede der Höhepunkt des Abends:
Jochen Gleditsch erinnerte sich mit eben diesem Lächeln daran, dass früher manche Ärzte mit Sandalen zum Kongress nach Freudenstadt kamen. Für ihn hieß damals wie heute, als Naturheilarzt auch ein Bekenntnis zu etwas Unkonventionellem in der Medizin abzugeben. Nicht selten wären die Naturheilärzte in den 70er Jahren deshalb sogar als „Spinner“ abgetan worden. Um so mehr sei es ihm wichtig gewesen, auf Kongressen, Gleichgesinnte zu treffen und neue Kraft für den Alltag zu schöpfenUnd nicht zu vergessen die Pausengespräche mit Kollegen, „das alles hat Freudenstadt so besonders reich gemacht!“ hatte er damals hervorgehoben.

Lieber Jochen Gleditsch, wir verneigen uns vor dem, was Du für Patienten, unsere Fachgebiete und den ZAEN gleistet hast. Ich persönlich bin dankbar für jede Begegnung mit Dir.

Als Vertreter des studentischen Vereines „Medizin und Menschlichkeit e.V.“ (MuM) ergriff der Mitbegründer und DÄGfA Tutor und Gastdozent Stephan Allmendinger das Wort.

Er schilderte eindrücklich, wie Jochen Gleditsch immer wieder den Kontakt zu den Jungen suchte, wie sehr aber auch die jungen Studierenden ihn suchten, angetrieben von der Frage nach dem „mehr im Arztberuf“. Hoch motiviert begleitete er die Studierenden über viele Jahre mit vielen Vorträgen und lebendigen Gesprächsrunden. Aus Dankbarkeit ernannten die Studierenden Jochen zum ersten und einzigen Ehrenmitglied von MuM. Dazu schreibt MuM über Jochen Gleditsch: „Das Feuer, das in ihm brennt, ist in seinen Vorträgen und vielen schönen Gesprächen auf uns übergesprungen. Seine Begeisterung und sein stetiges Ermutigen zum Weitermachen – „Das, was Ihr da tut, ist so unglaublich wichtig!“ – stärkt uns auf unserem Weg den Rücken.

Jochen, wir lieben Dich! Dich zum ersten Ehrenmitglied unseres Vereins zu ernennen, soll ein kleines Zeichen unserer tiefen Dankbarkeit sein für alles, was Du für uns getan hast – und vor allem für DICH.“ Die handgenähte Raupe von Elisabeth Kübler-Ross, der großen Pionierin der Palliativmedizin, die Jochen von ihr geschenkt bekam, bildete den Abschluss des Beitrages. Öffnet man den Reißverschluss am Rücken der Raupe und krempelt diese um, so entsteht ein fröhlicher Schmetterling.  

Er war als Mensch und Arzt genial
Und auch noch international
Scheute nicht Mühen und nicht Kosten

Für die Kollegen aus dem Osten
Und lud die ganze Gruppe ein,

Im ICMART mit dabei zu sein
Ganz väterlich und mit Verstand

Nahm er uns später bei der Hand
Und gab – ihr könnt es fast schon ahnen,

Unsrer Gesellschaft ihren Namen
drum dieser – wie ihr alle wisst,

Ganz ähnlich der der DÄGfA ist.
Er war ein gern geseh´ner Gast,

Nicht nur mit Nadeln und mit MAPS
Mit seinen Weisheiten im Wort

Begeistert er an jedem Ort
Von Bregenz bis zum Ostseestrand

War er als Referent bekannt.
Wenn wir in Warnemünde tagen,

Hört man die Kollegen häufig sagen:
Wisst ihr noch, als vor Jahren

Wenn wir ganz früh am Strand schon waren,
Ein Mann dort lief und ganz und gar

Glücklich mit dem Leben war.
Und wenn wir heut am Fenster steh´n

Und zum Strand hinunter seh´n
Rennt so ein kleiner alter Mann

Wieder dort am Strand entlang
Es ist vielleicht auch nur ein Schatten

Doch danke – dass wir dich einst hatten
Christiane und Rainer Wander


1983 bekam ich den Auftrag, die Anfänge der Schmerzambulanz am Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Ludwig Maximilians Universität im Klinikum Großhadern mit auf- und weiter auszubauen.  Unsere Hauptaufgabe bestand in der Versorgung der stationär behandelten Patient:innen mit einer Krebserkrankung, die unter starken Schmerzen leiden. Rückblickend war es die Münchner „Ursuppe“, aus der die inzwischen fest etablierten Spezialgebiete Schmerztherapie, Psychoonkologie und Palliativmedizin erwachsen sind.

Der Mittwochnachmittag war bereits seit 1982 besonders. Er war reserviert für ambulante Patient:innen mit chronischen Schmerzen, bei denen Vieles schon erprobt worden war, mit mehr oder weniger Erfolg, die sog. schwierigen Fälle. Geprüft wurde eine mögliche Ergänzung des Behandlungskonzepts durch Akupunktur – mit Jochen, natürlich unentgeltlich, nachdem der Kollege Samuel Wajsberg Jochen angefragt hatte, ob er dazu bereit sei. Später kam auch Wolfram dazu.

Mehrfach habe ich versucht, einen systematischen Dokumentationsbogen zu entwerfen, um zu erfassen, warum sich Jochen für welche Punkte bzw. ob für Körper-, Mund oder Ohrakupunktur entschieden hat. Bald habe ich es aufgegeben, denn jedes Mal war es anders als erwartet. Es war typisch, dass Jochen in der persönlichen Begegnung mit der Person, gemäß ihrer Reaktion auf seine Zuwendung, wo die Nadel wie „reinschlupft“ oder hängen bleibt und x anderen Faktoren seine Vorgehensweise jedes Mal modifiziert hat. Er hat dies auch immer ausführlich begründet im Nachgespräch, meist zu dritt, im Anschluss an die Behandlung. Dabei habe ich sehr viel von Jochen gelernt – auch für mein eigenes psychosomatisch-psychotherapeutisches Modell einer hypnosystemisch fundierten Kommunikation als Kernelement einer auf zwischenmenschlicher Resonanz basierten Medizin.

Es war Jochens Anspruch, für jede therapeutische Begegnung sein persönliches Optimum an Wissen und Erfahrung zur Verfügung zu stellen, um wirksame Impulse für Besserung und/oder gar Heilung zu geben. Bei der komplexen Bedingtheit chronifizierter Schmerzsyndrome waren wir uns einig, dass dies nur gelingen, kann mittels persönlicher Begegnung und entsprechender Auswahl der Mittel und nicht durch Be-Handeln nach Indikationskatalog.

Sehr verehrte Trauergäste,

sehr verehrte liebe Frau Gleditsch,

ich möchte Ihnen unser aufrichtiges Beileid aussprechen, insbesondere im Namen von Wolfgang Weidig, Mitbegründer der NADA, deutsche Sektion, von Dr. Ralph Raben, langjährigem Vorsitzenden un­d Ehrenpräsidenten der NADA, von Dr. Tom Ots, Gründer der NADA Österreich und von Freunden und Kollegen der NADA Schweiz Christian Saier und Diego Gheza.

Wir betrauern den Verlust dieses großartigen, fachkundigen und dabei idealistischen Kollegen, der die Akupunkturpraxis so intensiv mitgeprägt hat.

Er stand von Anfang an Pate bei der Gründung der deutschen NADA vor dreißig Jahren und begleitete kontinuierlich und verlässlich, aktiv und wohlwollend die Entwicklung dieser Akupunkturrichtung.

Diese einfache, überschaubare 5-Punkte Methode ist leicht im klinischen und ambulanten Kontext einzusetzen. Anfangs waren es die Abhängigkeits-kranken, die besonders von der sozialen Dimension profitierten und den niedrigschwelligen und respektvollen Angeboten. Vielfach wurde diese Akupunktur zur Alternative zu Medikamenten und zu einer Stabilisierungshilfe. Diese Aspekte und vor allem die psychosozialen Charakteristika haben Jochen Gleditsch besonders gefallen.

Weitere Entwicklungen, vor allem die Konzepte die Ohrpunkte als Impulse für die Selbstwahrnehmung und als Anstöße für die Selbstregulation anzuwenden, begeisterten ihn, sowie Empowerment, der Prozess des Wachsens, die Setting Variablen:

• Sitzen in Ruhe- ohne Worte

• In einem meditativen Prozess über die Leibwahrnehmung hinaus

Inzwischen hat sich diese Methode weit über die Psychiatrie und Psychosomatik hinaus im Bereich der Flüchtlingshilfe, der Stressregulation und der Begleitung traumatisierter Menschen bewährt.

Dieses Jahr feiern wir auch das 30-jährige Gründungsjubiläum der NADA Deutschland und werden an Jochen Gleditsch und die Anfänge der NADA besonders erinnern. Vermissen werden wir seinen fachkundigen Rat und seine Herzlichkeit.

Seine herzliche und unmittelbar zugewandte Persönlichkeit, seine Vitalität war für alle, die ihm begegneten, immer wieder beeindruckend.

Wir bewahren seine Ideen und Anregungen und ehren sein Vermächtnis.

Ich bin dankbar, Jochen Gleditsch in diesem würdevollen Rahmen, im Kreise seiner Familie und Freunde, verabschieden zu dürfen.

Ich danke Ihnen.

Abschied von Dr.med Jochen Gleditsch

Ein zierlicher Mann, aber eine große „Institution“. Ein Menschenfreund hat den Weg zu seinen Engeln gefunden. Das bewegte, tief spirituelle Leben dieses bis zuletzt geistig sehr aktiven Menschen hat sich vollendet. Der Akupunktur hat der Ehren-Präsident der DÄGfA und Ehren-Mitglied unter anderen derÄrztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde (EHK) in Deutschland ein ganz besonderes Gesicht gegeben. Er war häufig bei uns auf der Medizinischen Woche in Baden-Baden zu hören.

Als Begründer der Mund-Akupunktur, der Somatotopen-Reflex-Therapie, der Very-Point-Methode, den MikroAkupunktSystemen (MAPS) hat er sich hohe Verdienste in Wissenschaft, in der Therapie für Patienten und auch für Therapeuten erarbeitet. Ebenso hat er ein großes Ansehen national, aber auch international sogar weltweit  erworben. Die Naturheilkunde verdankt ihm den Lymphbelt nach Gleditsch als wichtiges neues Element der Ableitung im Rahmen der Aschner-Verfahren. Ein häufiger Therapie-Ansatz in meiner Praxis zum Beispiel bei rezidivierender Angina tonsillaris, um eine Tonsillektomie zu vermeiden.

Er war ein Lehrer, der begeistern konnte. Sein großes Wissen hat er über Jahrzehnte immer sehr gerne an seine Schüler und Kollegen weitergegeben. In vielen Büchern hat er sein Wissen der Öffentlichkeit bereit gestellt, aber die Begegnungen in den Präsenz-Kursen, Vorträgen oder auf Kongressen werden mit ihrer Einprägsamkeit unvergessen bleiben. Er brachte uns jeden Akupunktur-Punkt buchstäblich näher, auf den Punkt. Er war in seiner alten Verbundenheit zu Hessen mehrmals Festredner und Referent beim Hessischen Ärzteverband – Naturheilverfahren-e.V. Wir haben viele Jahre gemeinsam eine Fortbildungswoche mit Akupunktur und Homöopathie zusammen mit seinem Freund Baron Dr. Manfred von Ungern-Sternberg auf Kos ( und ein Mal auf Sizilien ) veranstaltet.

Ebenso war er ein verlässlicher Freund in allen Lebenslagen. Dafür sagen wir „danke“. „Danke“ war ein von Jochen, der dankbar für sein glückliches Leben war, häufig verwendetes Wort. Nun möchte ich noch kurz auf ein berührendes Erlebnis eines Kollegen, Dr. Michael Elies, Vorstandsmitglied der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, zurückkommen, der heute aus Termingründen leider nicht hier anwesend sein kann. Er hatte mit Jochen zusammen viele AP-Kurse der DÄGfA sehr harmonisch geleitet und mich gebeten, folgenden Text vorzutragen:

„Ich weiss nicht mehr genau, ob es in Bad Nauheim, Freudenstadt oder Baden-Baden war, jedenfalls standen wir in geselliger Runde zusammen und ich fragte Jochen, wie es ihm ginge. Er antwortete, er fühle sich irgendwie gedrückt, niedergeschlagen, es fehle ihm die Fröhlichkeit, das kenne er so nicht an sich. Kurz zuvor hatte er im Gespräch beiläufig geäußert, dass ihm ein Zahn gezogen worden sei. Da platzte es aus mir heraus: Mensch Jochen, Du hast doch die Mundakupunktur erfunden und die Zusammenhänge zwischen den Zähnen und den Wandlungsphasen der TCM so toll herausgearbeitet! Er verschwand kurze Zeit danach, und als wir uns am nächsten Tag wiedersahen, schaute er mich an, so wie nur er schauen konnte, lächelte und sagte einfach „danke“. Ein Wort von ihm wog stets mehr als stundenlange Monologe!“

Zitat-Ende.

 

Seiner Frau Anneli, seinen Kindern und Enkeln gilt unser tiefes Mitgefühl. Wir wünschen ihnen  viel Kraft und Zuversicht in dieser schweren Zeit des Abschieds – doch die, die wir lieben, leben in unseren Herzen weiter!

Bilder zur Erinnerung

Portraitbild Jochen Gleditsch (Bild: DÄGfA)

Jochen Gleditsch bei der Arbeit (Bild: DÄGfA)

Jochen Gledtisch beim Wandern am Walchsee, seiner zweiten Heimat (Bild: DÄGfA)

Jochen Gleditsch erfreut sich am Bergblick (Bild: Klaus Trinczek)

Im Mittelpunkt bei so vielen Veranstaltungen, hier Symposium GZM – DÄGfA (Bild: DÄGfA)

Mit Freund und Pionier Toshi Yamamoto (Bild: DÄGfA)

 Jochen Gleditsch in Boston, Harvard Medical School als Vortragender 2010 (Bild: D. Irnich)

Mit „seinen“ DÄGfA –DozentInnen neben der langjährigen Vorsitzenden Dr. Walburg Maric-Oehler (Bild: DÄGfA)

Grüße für Jochen Gleditsch anlässlich seines 95. Geburtstags