Schulter- Armschmerzen
Akupunktur, Moxibustion und
Laserakupunktur Schulter-Arm-Syndrom (beispielsweise Frozen Shoulder,
Periarthritis humeroscapularis) - die wissenschaftliche Studienlage
Studien Akupunktur bei chronischen Schulterschmerzen
Eine qualitativ hochwertige Studie (Molsberger et al 2010) zu
chronischem Schulterschmerz
konnte belegen, dass die Akupunktur der konservativen orthopädischen
Standardversorgung mit physikalischer und physiotherapeutischer Therapie sowie
der Minimalakupunktur überlegen war. An der Studie nahmen 424 Patienten mit
seit mindesten sechs Wochen (im Durchschnitt 11 Wochen) bestehenden Schulterschmerzen
teil. Jeder Patient wurde innerhalb von sechs Wochen 15 mal behandelt – je nach
Gruppe mit Akupunktur oder Minimal-Akupunktur oder orthopädischer Standardtherapie
einschließlich täglicher Einnahme von 50 mg des Schmerzmittels Diclofenac.. Wie
bei dieser Art von Studien üblich, erfolgte die Einteilung in die drei Gruppen nach dem
Zufallsprinzip. Messparameter war der angegebene Schmerz sofort nach Abschluss
der Behandlungsserie sowie drei Monate später.
Direkt im Anschluss der Behandlungen zeigte sich, dass Akupunktur mit 68%
sehr viel erfolgreicher war als die Minimal-Akupunktur (40%) oder - besonders auffällig
- die orthopädische Standardtherapie (24%) und damit den Kontrollen signifikant
überlegen war. Drei Monate nach Abschluss der Therapie war dieser Effekt noch
gegeben, jedoch schnitt dann die Minimal-Akupunktur am schlechtesten ab:
Akupunktur (78%), Standardtherapie (47%) und Minimalakupunktur (43%)
Unsere Empfehlung:
mit Blick auf diese Studie sollte die Akupunktur in der Therapie des
chronischen Schulterschmerzes zum Einsatz kommen.
Studie HIER
2012 wurde eine sehr große und wichtige
Studie (Vickers et al 2012) erstellt, die die Daten von insgesamt 17922
Patienten analysierten, die bei chronischen Schmerzen Akupunktur erhalten
hatten. In dieser Übersichtsarbeit wurden 29 ausschließlich sehr hochwertige
randomisiert kontrollierte Studien eingeschlossen und die sogenannten Rohdaten
bewertet. Diese Arbeit ist die zur Zeit aussagekräftigste Bewertung über die
Wirkung der Akupunktur zu den Indikationen chronischer Schulterschmerz,
mukoloskeletaler Schmerz (Nacken und Rücken), chronischer Kopfschmerz und Ostheoartritis.
Bei chronischen Schulterschmerzen kamen die Autoren zu folgenden
Schluss: Die Akupunktur kann die Schmerzen deutlich reduzieren. Dabei ist der
Therapieerfolg vollwertiger Akupunkturbehandlung deutlich besser als im Vergleich
zur Minimal-Akupunktur. Dies zeigt eindrucksvoll die Illustration mit dem
sogenannten „Forest Plot“, eine Möglichkeit der grafischen Darstellung der
Ergebnisse einer Metaanalyse (Übersichtsarbeit in der mehrere Studien und deren
Ergebnisse zusammengefasst werden).
Unsere
Schlussfolgerung: Auf Grund dieser methodisch sehr guten
und sehr großen Studie sollte Akupunktur einen wichtigen Stellenwert in der
Therapie von chronischen Schulterschmerzen haben. Dabei gibt es Unterschiede
zwischen der Wirkung von Akupunktur und Minimal-Akupunktur. Es ist also nicht
egal wohin man sticht.
Studie HIER
Studien Akupunktur bei Impingement-Syndrom
Die verschiedenen Behandlungsmethoden zum Impingmentsyndrom der Schulter
untersucht ein große Übersichtsarbeit (Dong et al 2015) an Hand von 33
randomisiert kontrollierten Studien mit insgesamt 2300 Patienten. Das
Impingmentsyndrom ist eine manchmal schmerzhafte Bewegungseinschränkung des
Gelenkes. Es entsteht meist durch Verschleiß oder Einklemmung der Bizepssehne
Eine Trainingstherapie gilt als
Goldstandard für diejenigen Patienten, die sich für eine konservative Therapie
entscheiden. Die Analyse dieser komplexen Arbeit zeigt, dass eine Kombination
des Trainings mit Akupunktur oder Kinesio-Tape (ein elastisches,
selbstklebendes Pflaster, welches die Funktionen des Köpers unterstützt oder
wieder herstellen soll) zu einer signifikanten Verbesserung der
Schulterfunktion beiträgt. Betrachtet man isoliert die Schmerzreduktion, so gibt
es einen positiven Trend für lokale Injektionen (insbesondere Hyluronsäure) und
nicht-steroidale Antirheumatika. Nicht zu empfehlen ist laut der Autoren die
Lasertherapie sowie die lokale Injektion von NSAIDs (wie z.B.
Diclofenac oder Ibuprofen)
Empfehlung:
in der frühen Phase des Impingmentssyndroms der
Schulter verbessert eine Kombination aus Trainingstherapie und Akupunktur oder
anderen Verfahren komplexe Funktionsparameter der Schulter und reduziert
eventuelle Schmerzen.
Studie HIER
Studien Akupunktur bei Schulterschmerzen nach Apoplex
Schulterschmerzen
bei Halbseitenlähmung nach einem Schlaganfall sind häufig beschrieben. Eine
randomisiert, kontrollierte Studie aus
China (Zhao et al 2015) mit 124 Patienten hat den Unterschied von Moxibustion
auf einer Akupunkturnadel und der Standardtherapie (Krankengymnastik,
Ergotherapie) verglichen. Die Moxibustion, kurz Moxa genannt, ist eine
Therapieform der Traditionell Chinesischen Medizin. Dabei wird meist Beifußkraut
(Artemisia princeps) verbrannt. Diese Wärme wird therapeutisch genutzt. Eine
Möglichkeit der Wärmeapplikation ist das komprimierte Kraut auf die
Akupunkturnadel zu setzten. So erreicht die Wärme tiefere Schichten.
Die Forscher konnten in dieser Arbeit zeigen, dass die kombinierte
Moxa- und Akupunkturbehandlung direkt nach der zweiwöchigen Therapie (fünf Behandlungen
pro Woche) stärker den Schmerz senkt und den Bewegungsumfang bessert als die
Physiotherapie. Jedoch reduzierten beide Therapien den Schmerz signifikant und
verbesserten den Bewegungsumfang signifikant im Gegensatz zu vor den
Behandlungen. Signifikant wurde der
Unterschied zwischen den Therapieformen bei der Nachuntersuchung nach drei Monaten:
da gaben die Patienten der Akupunktur-Moxa-Gruppe signifikant geringeren
Schmerz an und waren signifikant beweglicher als die Patienten der
Standardtherapie-Gruppe.
Empfehlung:
Besonders für den Langzeiteffekt kann die Moxa-Akupunktur-Kombination gut für
die Therapie des Schulterschmerzes bei Halbseitenlähmung nach Schlaganfall eingesetzt
werden.
Studie HIER
Studien Akupunktur bei schmerzhaften Muskelverspannungen HWS-Nacken
Eine Übersichtsarbeit (Ong et al 2014) untersucht vier
randomisiert kontrollierte Studien, die Akupunktur bei schmerzhaften Muskelverspannungen (Triggerpunktakupunktur) im
Nacken- und Schulterbereich im
Vergleich mit Injektion von lokalem Betäubungsmittel (Lidocain) beziehungsweise
mit Placebo-Laser (ein Gerät, das nur scheinbar Laserlicht abgibt) vergleichen.
Dabei zeigt sich, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen der
Triggerpunktakupunktur und der Injektion mit Lidocain gibt. Jedoch zeigt sich
eine Tendenz, dass die Injektion sofort nach der Behandlung, die Akupunktur jedoch
drei und sechs Monate nach der Therapie besser wirkt. Beide Therapieformen
bessern die Beschwerden im Gegensatz zu vor der Behandlung. Die Autoren dieser
Übersichtsarbeit schlussfolgern, dass die Triggerpunkt Akupunktur /Dry needling
bei ähnlichem Therapieergebnis wegen der Praktikabilität und der
Kosten-Nutzen-Relation der Injektion von Lidocain vorgezogen werden sollte.
Empfehlung:
besonders für den Langzeiteffekt ist die Triggerpunkt Akupunktur/Dry needling
eine gute Behandlungsmethode bei schmerzhaften Muskelverspannung im Nacken- und
Schulterbereich.
Studie HIER
Eine spanische multizentrischen randomisiert kontrollierte
Studie (Vas et al 2008) hat per Zufallsprinzip 425 Patienten mit seit
mindestens drei Monaten bestehenden Schulterschmerz in zwei Gruppen eingeteilt.
Die eine erhielt über einen Zeitraum von drei Wochen insgesamt 15 Mal je 40
Minuten Physiotherapie und zusätzlich ein Mal pro Woche Akupunktur an einem
einzigen Akupunkturpunkt in der Mitte des Schienbeins. Die andere Gruppe wurde
mit dem selben Physiotherapie-Schema behandelt, bekam aber kein Akupunktur,
sondern ein Placeboverfahren (nicht aktive transkutane elektrische Nervenstimulation
(TENS)). Die Funktion der Schulter (inklusiv Schmerz, Bewegungsfreiheit,
Stärke) wurde vier Wochen, drei, sechs und 12 Monaten nach der Randomisierung (entspricht
dem Therapiebeginn) bewertet. Die beurteilenden Untersucher waren verblindet,
sie wussten also nicht, welches Verfahren die Patienten unterlaufen hatten.
Die Auswertung der Ergebnisse zeigte eine signifikante Verbesserung
der Beschwerden in der Gruppe, die Akupunktur und Physiotherapie erhalten hatte
im Gegensatz zu vor der Behandlung und auch zu der Gruppe die Physiotherapie
plus Placebo-TENS erhalten hatte. Dieser Unterschied zwischen den Gruppen war
nicht nur langfristig (bis zur letzten Messung nach einem Jahr) vorhanden, sondern
steigerte sich nochmals nach drei Monaten messbar. Die Akupunkturgruppe konnte
ihren Schmerzmittelbedarf um 53% reduzieren, im Gegensatz zu der anderen
Gruppe, die den Schmerzmittelbedarf um 30% reduzieren konnte. Auch dies war ein
signifikanter Unterschied.
Es wurden keine schweren unerwünschten Nebenwirkungen
berichtet.
Zusammenafssung:
Eine dreimalige Akupunkturbehandlung an nur einem spezifischen Akupunkturpunkt in
Kombination mit Physiotherapie kann Schulterschmerzen und -funktion langfristig
und signifikant bessern als Physiotherapie alleine. Der Bedarf an Schmerzmittel
wird durch die Akupunktur signifikant reduziert. Es handelt sich um eine sehr
sichere Therapiemethode.
Studie HIER
Studien Elektroakupunktur (ESA) bei Schulterschmerzen
Die Wirkung von Elektro-Stimulations-Akupunktur (ESA) wird
in folgender prospektiven randomisiert kontrollierter Studie (Guerra de Hoyos
et al 2004) an 130 Patienten mit Schulterschmerzen
untersucht. Per Zufallsprinzip wurden die 25 bis 83 Jahre alten Studienteilnehmer in zwei
Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe wurde 7 Wochen (eine Sitzung/Woche) mit ESA
therapiert, die andere erhielt Placebo-Akupunktur nach dem selben Schema.
Beider Placebo-Gruppe wurde die Nadel nicht durch die Haut gestochen und aus
dem normalerweise für die Elektro-Stimualtions-Akupunktur verwendeten Kästchen
kam kein Strom. Es wurden die selben vier Akupunkturpunkte für alle
Studienteilnehmer verwendet. Eine Einnahme von Dicolofenac (50 mg) war als
Notfallmedikation gestattet. Primäres Studienziel war die Schmerzintensität
(gemessen mit der visuellen Analogskala VAS), sekundäres Studienziel waren u.a.
Funktionalität und Bewegungsfreiheit der Schulter sowie Schmerzmitteleinnahme,
Lebensqualität, generelle Zufriedenheit. Messzeitpunkte waren vor
Therapiebeginn, wöchentlich während der Therapie so wie drei und sechs Monate
nach Therapieende. Die Therapeuten konnten – wie immer bei der Akupunktur –
nicht verblindet werden, aber sowohl die Patienten als auch die Untersucher der
Studienziele waren es. Sie wussten also nicht, ob der Patient eine echte
Therapie (ESA) oder Placebo-Akupunktur erhalten hatte.
Sofort ab der ersten Woche hatte die Gruppe, die ESA erhielt
weniger Schmerzen als die Placebogruppe. Nach Therapieende zeigte sich in der
ESA Gruppe eine signifikante Schmerzreduktion (43%) im Gegensatz zur Placebo-Akupunkturgruppe
(20%). Diese Signifikanz war bis zum Studienende nach sechs Monaten konstant
vorhanden. Zudem war die ESA Gruppe in allen sekundären Studienzielen (u.a.
Schmerzmitteleinnahme, Funktionalität, Lebensqualität) der Placebogruppe
deutlich überlegen. Die ESA Gruppe nahm durchschnittlich drei Tabletten Diclofenac/Woche,
die Placebogruppe acht Tabletten/Woche. Auch dies hielt bis zum Messendpunkt
dieser Studie nach sechs Monaten an.
Empfehlung:
Die Elektro-Stimulations-Akupunktur ist eine effektive langanhaltenden
Therapieform des Schulterschmerzes und sollte schon frühzeitig zu dessen
Therapie zum Einsatz kommen. Sie bessert u.a. den Schmerz, die
Bewegungsfreiheit der Schulter und Lebensqualität der Patienten und reduziert
den Schmerzmittelverbrauch.
Studien HIER
Studien Akupunktur gegen Placebo bei Schulterschmerzen
An 52 Sportlern mit chronischem Schulterschmerz wurde
bereits 1999 eine sehr wichtige Studie (Kleinhenz et al 1999) durchgeführt. Sie
verglich die Wirkung der Akupunktur mit der einer Placebo-Akupunktur, bei der
zwar identische Bedingungen geherrscht haben, aber die Nadel nicht durch die
Haut gestochen wurde. Die Patienten wurden vier Wochen lang mit je zwei
Sitzungen pro Woche behandelt. Messparameter waren Schmerz, Aktivität im täglichen
Leben, schmerzfreie Bewegung und kraft der Schulter. Während der Studie durfte
eine Physiotherapie weitergeführt werden, jedoch durften keine medikamentösen Schmerzmittel
eingenommen oder Injektionen gegeben werden.
Die Akupunktur verbesserte den Wert sofort im Anschluss der Therapie
deutlich stärker als Placebo. Dieser Wert war bei der Akupunktur-Gruppe auch
drei Monate nach Ende der Therapie noch konstant, welches für einen
Langzeiteffekt der Akupunktur spricht. Allerdings glichen sich die Werte der Akupunktur
und der Placebo-Gruppe nach drei Monaten an. Die Autoren dieser Studie kamen zu
dem Schluss, dass das wirkliche Stechen der Nadel ein wichtiger Bestandteil der
Behandlung von chronischen Schulterschmerzen ist. Keine Aussage treffen sie
über die einzelnen Akupunkturpunkte im Sinne der chinesischen Medizin.
Empfehlung:
Akupunktur verbessert chronischen Schulterschmerz besser als
Placebo-Akupunktur. Zudem hat sie einen Langzeiteffekt über mindestens drei
Monate. Sie sollte in dessen Behandlung eine wichtige Rolle spielen.
Studien HIER
Studien Triggerpunkte Schulter
Eine Übersichtsarbeit (Wang et al 2015) untersucht die
Ergebnisse von neun Studien bezüglich der Behandlung von schmerzhaften
Muskelpunkten (sog. Ah Shi Punkte) bei Schulterschmerzen.
Sieben Studien kamen zu dem Schluss, dass die explizite Behandlung dieser
schmerzhaften Muskelpunkte wirkungsvoller ist wie konventionelle Akupunktur.
Eine Studie konnte zeigen, dass Akupunktur an den schmerzhaften Muskelpunkten
zu signifikant besseren Heilungsraten führt als medikamentöse Therapie. Die
letzte der untersuchten Studie vergleicht die ausgedehnte Behandlung mit
Akupunktur von muskulären, schmerzhaften Verhärtungen (sogenannte muskuläre
Triggerpunkte) mit keiner Therapie und kommt zu dem Schluss, dass die
Behandlung der Nicht-Behandlung
überlegen war. Wegen der teilweise geringen Qualität der Studie sind die
Autoren vorsichtig mit ihrer Aussage, dass die Behandlung mit Akupunkturnadeln
von schmerzhaften Muskelpunkten der konventionellen Akupunktur, medikamentöse
Therapie oder keine Therapie überlegen ist.
Empfehlung:
die Behandlung von schmerzhaften Muskelpunkten mittels Akupunkturnadeln kann
beim Schulterschmerz sinnvoll sein. In einer Studie ist sie der medikamentösen
Therapie überlegen, in einer anderen zeigten sich Vorteile für
Triggerpunktbehandlung anstelle konventioneller Therapie.
Studien HIER
Suchstrategie
Keywords: acupuncture AND (shoulder OR frozen
shoulder OR shoulder pain OR impingment OR periartritis humeroscapularis)
Filter: RCT, Review, 5 years, 10 years
Direct Search: Vickers et al.
Basic Source: Literaturliste
des WissZ (online: www.daegfa.de)
Autoren: Stör J; Fleckenstein J; Stör W
Korrespondenzadresse: wissenschaftszentrum@daegfa.de
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